Zu dieser wunderbaren Stute wurde ich deshalb geschickt, weil sie bei mir im ortsansässigen Reitstall stand.
Ein Pferd mit einer langen Krankengeschichte, die nach den Erzählungen jede Klinik in der Umgebung und auch jeden Tierarzt schon persönlich kennt.
Etliche Male wurde sie gegen den Willen der Tierärzte auf Wunsch der Besitzerin nicht eingeschläfert.
Ich kenne das Pferd jetzt seit Januar 2022 und hatte in der Zwischenzeit nur selten den Eindruck, sie sei des Lebens müde.
Bei unserem ersten Treffen war ich doch geschockt, was man als Kombination von Tierarzt und Schmied mit Hufen anstellen kann. Auf der Suche nach Hufgeschwüren hatte man der Stute die Hufe wirklich fast amputiert. Bilder aus der Zeit erspare ich euch zunächst. Das passierte im Dezember 2021.
Im Januar hatte die Stute gerade einen Stallwechsel hinter sich, weil die alte Stallgemeinschaft ein lahmes Pferd nicht ertragen konnte.
Sie war mit Hufschuhen von Engl leidlich mobil, verlor diese aber ständig.
In den ersten Monaten ging es nur darum, das nachwachsende Horn in einer passenden Form zu halten und die Trachten von ihren teilweise fast 8 cm auf ein normales Maß zu bringen.
Das gelang mit dem Geradschleifer von Pferd auch ganz gut, denn die Stute konnte anfangs nur wenige Sekunden auf 3 Beinen stehen. Hufe auf den Bock stellen ging gar nicht, also wurde als Notlösung ein Stein aus dem Fundus des Stallbesitzers geliehen.
Immer wieder hatten wir mit Steingallen zu tun, manchmal auch mit Hufgeschwüren.
Ende März war VL immer noch eine weiche Stelle. Ich traute mich nicht da rein zu schneiden, denn das Pferd lief vollflächig auf der Sohle und ich hatte Angst, dem Hufbein guten Tag zu sagen.
Also überredete ich die Besitzerin Anfang Mai zu Röntgenbildern. Dabei kam raus, dass unser Endgegner eher VR zu finden war. Die Sohle VR war zu diesem Zeitpunkt hart, im Gegensatz zu VL.
Gestern fiel aus dem vorne rechtes eine Menge doppelte Sohle und ich war so verzückt, dass ich vor dem Planraspeln erst mal ein Foto machen musste.
Der aufmerksame Leser wird jetzt sagen: wie jetzt, raspeln? Jaja, gestern konnte ich das Pferd erstmalig seit 8 Monaten ganz normal bearbeiten. Mit Messer, Bock und Raspel.
Aber zurück zum Mai 2022.
Da war ich erst mal total demoralisiert. Wir haben mit Comfortpads, die in der Mitte ausgeschnitten waren, versucht, die nach aussen ausgebeulte Sohle vom Boden fernzuhalten. Das war aber nichts, denn egal welche Härte wir benutzt haben, die Pads waren spätestens am 2. Tag platt.
Also haben wir auf Easyboot Cloud mit Myfreedm Einlagen gewechselt. Ein Gespräch mit einer lieben Kollegin mit viel Reheerfahrung brachte die Rehepolster von Luwex ins Rennen, die wir nach jeder Bearbeitung neu gemacht haben. Damit ging es wirklich sehr steil bergauf.
Irgendwann – nach Wochen – lief die Stute wieder schlechter, da haben wir die Einlagen weggelassen, was sie dann wieder besser laufen lies.
Zwischendurch gab es immer wieder Tage mit großen Schmerzen durch Geschwüre und ähnliches. Die weiche Stelle vorne links wurde und wurde nicht zufriedenstellend.
Irgendwann habe ich da mal beherzt rein geschnitten und festgestellt, dass darunter ein Riss in der Sohle war. Dem Pferd ging es danach allerdings besser. Der Riss war immer wieder mal schwarz und gammelig. Da hat die Besitzerin angefangen, den Huf in Wasserstoffperoxid 3% zu baden. Danach ging es der Stute immer besser.
Allerdings war Laufen immer mal wieder schwierig, vor allem die ersten Schritte durfte man nicht hinsehen. Die Kompensationsmuskulatur schien irgendwie auch überlastet. Die Stallgemeinschaft im neuen Stall war mit der Situation nun auch langsam überfordert. Also wurde die Stute noch einmal umgestellt.
Mit Hilfe von Osteopathie, Akupunktur und Homöopathie wurde die Stute weiter unterstützt.
Jetzt, wo die Hufe nahezu wieder perfekt sind, hoffe ich, dass die Besitzerin das Rehatraining mit Claudia Benedela wieder aufnimmt und so die Stute wieder in ein normales Leben zurückkehren kann.
Die Bearbeitung erfolge in den Anfängen alle 2 Tage und ist dann über 2x die Woche im Moment bei einmal die Woche angelangt.
Ein Fall aus der Rubrik „experimentelle Hufbearbeitung“, das bisher doch noch gut auszugehen scheint.
Ein Herzensprojekt, das man für Kaffee, Schoki und Kefir gerne macht!
Nachtrag: Die weiche Stelle VL in der Sohle wurde 4 Wochen jeden 2. Tag mit Kaltplasma behandelt. Die Sohle wurde dadurch härter und die weiche Stelle wuchs schnell Richtung Zehe heraus.
Danach konnte die Stute ziemlich schnell besser laufen, war aber noch nicht der Galopper des Jahres. Das hatte die Stallgemeinschaft aber wohl erwartet und informierte das Veterinäramt.
Die Stute lief auch wieder schlechter, aber das kam nicht von den Hufen sondern eher von hinten oben. Sie wurde zur Diagnostik in eine Klinik gebracht und es kristallisierten sich die Knie als Hauptproblem heraus.
Es kam noch zu einer OP, bei der sich der desaströse Zustand des Knies bestätigte und so wurde Muckel nicht mehr aus der Narkose aufgeweckt.